Alle Jahre wieder … »Jazz« von Ken Burns.

(Ja, der mit dem Effekt.) Derweil da draussen Adventskränze angezündet, Gänse gebraten und Weihnachtsmärkte überrannt werden, bilde ich mich lieber weiter und gucke mal wieder ein paar Folgen des großartigen Doku-Projekts Jazz auf DVD. Das sei jedem ans Herz gelegt, der dieser Musik ganz nah kommen möchte. Punkt. Den Rest überlasse ich der Musikwoche, der ich prinzipiell aber Recht gebe:

Als im Jahr 2000 die zwölfteilige Dokumentationsserie mit dem schlichten wie umfassenden Titel Jazz im US-Fernsehen gezeigt wurde, sorgte sie für ein gewaltiges Medienecho. Das lag nicht nur an den sage und schreibe 13 Millionen Dollar Produktionskosten, die die in Kooperation mit der BBC entstandene Reihe verschlungen hatte. Vielmehr trat Jazz eine ideologische Debatte los, die bis heute noch andauert. Denn das von dem renommierten Dokumentarfilmer Ken Burns betreute Projekt wollte mehr sein als eine reine Geschichtsstunde über die Jazz-Musik. Es ging auch um die Rolle der Afro-Amerikaner in der amerikanischen Kultur: „Jazz ist die Formel Amerikas“, heißt es bedeutungsschwer gleich zu Beginn der insgesamt zwölf Stunden. Dabei richtete sich die Kritik niemals gegen die Tatsache, dass es tatsächlich die Schwarzen waren, die mit dem Jazz die wohl wichtigste und originäre Kunstform Amerikas geschaffen haben. Attackiert wurde die rückwärtsgewandte Anschauung des Jazz-Trompeters Wynton Marsalis, der als Senior Creative Consultant die musikalische Ausrichtung des Projekts maßgeblich bestimmt hat.

Für ihn ist etwa Louis Armstrong der Inbegriff und der Johann Sebastian Bach des Jazz, nicht Miles Davis. So beschäftigen sich die ersten zehn Folgen mit der Zeit von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1955, während die danach folgende Moderne in drei Folgen abgehandelt wird und in der These endet, dass der Jazz in den 70er-Jahren auf einen – elektronischen – Irrweg geraten sei und nur durch eine konsequente Rückbesinnung gerettet werden könne. Dennoch bleibt das gigantische Projekt, das in mühevoller Archivarbeit beeindruckende Bilder aus allen Epochen zusammengetragen hat, die wohl wichtigste und lehrreichste Arbeit über den Jazz. Auch die letzten vier Folgen, die bis in die Gegenwart reichen, sind hochinteressant, weil hier Marsalis Ideologie am klarsten zutage tritt. Aber zum Streit, wie wichtig Miles Davis, John Coltrane und der Fusion Rock wirklich waren, bieten diese Folgen hervorragendes Anschauungsmaterial.

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