Restaurant Anders. Im Prinzip ja.

Wer heute in der Gastronomie noch punkten will, der muss sich vom Wettbewerb unterscheiden. Durch Ideen, Qualität und Stil. Isst man in Burgdorf also wirklich anders?

Eine meiner hart erarbeiteten Lebensweisheiten: Wenn etwas nicht polarisiert, dann kann man es gleich vergessen. Tom Waits, Neil Diamond, Kanye West. Alles begnadete Musiker! Oder? Riga, Brasilia, Manchester. Gerade wieder eine Reise wert! Nicht? AC Bristol, Renault Alpine A 110, Aston Martin V8 Vantage. Nur drei der jeweils schönsten Autos ihrer Zeit! Quatsch? Tja, so ist es halt mit dem Geschmack. Der ist verschieden und das ist gut so. Ich bin lieber Teil eines Haufens echt wahnsinniger Fans als im Kreis von nur minder begeisterten Freunden.

Das sehe ich bei Restaurants natürlich genau so. Ich liebe es. Oder ich kann es nicht ausstehen. Nur wer positiv aus der Menge heraussticht, bietet mir einen guten Grund für einen Besuch. Ich will im allerbesten Fall begeistert, gerne überrascht und vielleicht ja auch ohnmächtig werden. Mit dieser Erwartung fahre ich also nach Burgdorf, ins Anders, um einen Abend zu erleben, der … na ja, is` klar … jetzt auch irgendwie anders ist, als anderswo.

Anders, als bei anderen Restaurants, ist schon mal die Lage. Etwas versteckt. Man muss schon suchen. Anders auch das Ambiente. Etwas kühl. Das muss man mögen. Der Empfang durch den Service ist dafür aber umso wärmer, weil herzlich. Ein Blick in die Karte, der fällt recht kurz aus. Gut zehn Gerichte, dass war`s. Das muss nicht schlecht sein, im Gegenteil. Denn alle diese Gänge kann man auch zu einem Menü kombinieren. Und es gibt sie als halbe und kleine Portion, ganz nach dem Geschmack des Gastes. Das ist wirklich anders. Und das ist gut! Die Spannung steigt.

Inhaber und Küchenchef Michal Banik hat in guten Häusern gelernt und gearbeitet. Vor seiner Selbstständigkeit zum Beispiel in der Havanna Lounge in Hannover, wo Qualität anfangs durchaus eine große Rolle spielte. Nicht anders im Anders, wo wir vom Amuse Gueule über die Vorspeisen bis zum Hauptgang das Können und die Ambition der Küche schmecken und spüren. Ausgesuchte Zutaten, sicher zubereitet und charmant serviert. So muss das sein. Die Weinauswahl ist im übrigen eher überschaubar, aber letztlich ist für jeden Geschmack dann doch etwas dabei. Und das Preis-Leistungs-Ding stimmt immer zum Glück. Das kennen wir auch anders.

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2013)

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