La Rock. Frankie Goes To Hollywood.

Einer der versiertesten Gastronomen der Stadt hat einen neuen Laden. Für ihn ein langer Weg. Für mich ein echtes Vergnügen. 

Mal im Ernst: Man sollte nur noch Zuhause bleiben. Spontan einfach so ausgehen? Das machte früher mal Spaß, heute macht es nur noch müde. Überall nur Massenware und diese fürchterlichen Systemläden. Da ein weiteres Café Unvernunft, dort eine überflüssige Nudelbutze Allerlei. Runter vom Sofa, rein in die Kneipe? Nee, ab in die eigene Küche oder raus zu Freunden. Da weiß man, was man hat, oder …? Relax, dont`t do it.

Denn in der List gibt es seit September das La Rock, ein Restaurant, das der Modemann Uli Hahn mit dem Lokalmann Frank Ochotta an die Stelle des ehemaligen Azurro gezimmert hat. Ganz schön »rough«, partiell auch edel, irgendwie schon rockig, alles außer gewöhnlich. Ein Laden mit Charakter, wo, das sei schon mal verraten, es garantiert keine Gerichte von der Stange gibt, sondern eine junge Küche, die sich immer wieder neu erfindet. Saisonal, regional, phänomenal.

Hier könnte der Text eigentlich schon enden, der Leser das Heft zuklappen und selber mal hingehen. Wer trotzdem »dran« bleibt, der erfährt von diesen beiden jungen Köchen Annabell Müller (22!) und Phillip Wecke (25!), die etwas wirklich Großes in kurzer Zeit geschaffen haben: Eine Küche mit eigenen Stil, was man in Hannover nur noch sehr selten findet. Allein dieser Aspekt und Frank Ochottas Leidenschaft für guten Service schieben das Restaurant ganz oben auf meine Liste.

Dann lassen wir es also mal »rocken«, wie uns die Speisekarte verspricht. Eine Seite, je Kategorie drei Dinge zum Auswählen, fertig. Um unseren Appetit anzuregen wählen wir »Unser tägliches Brot«, kräftiges Bauernbrot aus der neuen Backstube von Jochen Gaues, üppig belegt mit frischen Tomaten, einer Avocadocreme und allerlei Salaten. Klasse gemacht und ideal zum Teilen, weil man ja noch mehr aus der Karte probieren will. Die Vorspeise lässt dann erahnen, was die Küche wirklich kann. Involtini, lauwarme Fleischröllchen vom Kalb, gefüllt mt einem Mix aus Basilikum und Saffran, abgerundet mit einer Paprikacreme als aromatischen Akzent. Zart, geschmackvoll, harmonisch, eine wundervolle Fortsetzung des ersten Kücheneindrucks. Im Hautgang? Zander! Und zwar Filets mit schmackhaftem Spitzkohl, gebratener Salami, einer Marmelade von schwarzen Oliven und einer Creme aus roten Tomaten. Dazu? Gnocchis! Insgesamt ein komplexes Geschmackserlebnis, das uns staunen lässt.

Dazu empfiehlt der Chef (auch) offene Weine, die man alle bedenkenlos ausprobieren kann. Und zwar von deutschen Winzern, die er gern persönlich kennt und die extra fürs La Rock ein besonderes Cuvée kreiert haben. Hier sind die Preise durchweg fair und die Qualität immer bestechend.

Frank Ochotta ist mit Uli Hahn und dem La Rock also ziemlich weit oben auf dem kulinarischen Olymp gelandet. Und was für Schauspieler bekanntlich Hollywood, ist für Gastronomen der Michelin. Der sollte hier zumindest mal reinschauen. Muss ja nicht – sofort, sogleich – ein Stern dabei rausspringen … Welcome to the pleasuredome!

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(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2016. Jetzt am Kiosk! Ich fotografiere in den Restaurants grundsätzlich ohne Blitz. Daher die maue Ausleuchtung.)

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