Schaumburger Ritter. Fast unschlagbar.

Hannover ist super, nur eröffnen hier für meinen Geschmack zu wenig interessante Restaurants. Wer nicht immer in die gleichen Läden will muss raus. Also: Ab ins Schaumburger Land.

Hey, Leser_In, mal ganz unter uns und natürlich im vollsten Vertrauen: Ich würde lieber mit einem Haufen wildgewordener überschminkter Teeniebräute in ihren Primark-Pullis, auf ihren Billig-Pumps eine Nacht in Hannover um die Häuser ziehen, Kiezclubs, Szenekneipen, Flaschenbier, Dönerbude, das volle Programm, als freiwillig in einem Restaurant im hintersten Winkel Niedersachsens essen zu gehen. Allein die Fahrt an den Arsch der Welt geht für mich gar nicht. Also, hin mag ja noch laufen, aber zurück? Eigentlich ja nur mit null Promille, was aber für mich im Zusammenhang mit gutem Essen in schöner Atmosphäre, mit kompetentem Service und in umwerfender Begleitung schlicht und ergreifend nicht denkbar ist. So. Das dazu.

Nun hörte ich aber von einem Laden im Schaumburger Land, dessen gastronomische Wurzeln bis ins Jahr 1448 zurückreichen. Und in dessen Küche seit 2006 Stephan Kehlenbeck steht, der in Häusern wie dem Nassauer Hof, Wiesbaden, dem Fürstenhof, Celle, und in der Insel, Hannover, einen durchaus guten Job gemacht haben soll. Das klingt erst mal spannend. Und das macht uns neugierig. Und zwar derartig, dass wir uns, zugegeben, ein bisschen genervt, auf den Weg ins weit vor den Toren der Stadt gelegene Rinteln machen.

Sportliche vierzig Autominuten später parken wir vor der Tür hübschen Hotel-Restaurants. Tja. Na gut, ist ja doch irgendwie ganz schön hier. Und auch romantisch. Mmmhhh. Die Baustelle rechts vom Haupthaus übersehen wir jetzt mal, die ist ja irgendwann nicht mehr da. Nichts wie rein. Wir freuen uns über einen herzlichen Empfang und sind platt: Das Restaurant ist an einem Mittwochabend praktisch voll. Damit hätten wir »so weit draußen« gar nicht gerechnet.

Überrascht sind wir auch vom der spannenden Speisekarte. Da ist für jeden was dabei. Und die Küche? Die kann die hohen Erwartungen durchaus erfüllen. Hier legt man Wert auf gute Produkte und die Leute in der Küche agieren sicher am Herd. Das Ganze wird garniert von einem flotten Service, der auch bei vollem Haus die Ruhe behält. Am Ende sitzen wir entspannt beim letzten Glas Wein. Hat sich nun der Trip nach Rinteln gelohnt? Ja, hat er. Kommen wir wieder? Ja, aber nur, wenn uns irgendwer fährt.

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Sommer 2012)

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