Achtung: Toleranz wird nicht mehr toleriert!

Der Spiegel gehört für mich seit Jahren zur festen Wochenendlektüre (Schön, dass er ab 2015 direkt am Sonnabend erscheint!). Viele Autoren und Kolumnisten lese ich mittlerweile immer: Markus Feldenkirchen. Jakob Augstein. Nikolaus Blome. René Pfister. Tobias Rapp. Gisela Friedrichsen. Ann-Katrin Müller. Barbara Hardinghaus. Und natürlich Jan Fleischhauer, der sich immer so herrlich an den Linken abarbeiten kann. Sein Buch Unter Linken und der passende Film dazu machen nicht nur großen Spaß, sondern eröffnen auch eine neue Sicht auf alte Muster. In seiner Spiegel Online-Kolumne Der Schwarze Kanal veröffentlichte er neulich diesen sehr schönen Text zum Thema Toleranz. Ist alles halt nicht mehr so einfach heute …:

Eine Warnung an alle, die bislang glaubten, Toleranz sei eine gute Sache: Passen Sie in Zukunft auf, was Sie sagen. Toleranz ist nicht so harmlos, wie Sie vielleicht dachten. Wenn Sie Pech haben, sitzen Sie damit ganz schnell in den Nesseln. Seit die ARD vergangene Woche ihre Toleranzwoche startete, kann man jetzt überall lesen, warum Toleranz eine Idee von gestern ist. Wer sich tolerant zeigt, demonstriert dem anderen damit, dass er auf ihn herabsieht, weil jede Toleranz immer auch ein Ende hat.

Ich gebe zu, das ist etwas verwirrend. Jahrelang hat man uns eingeredet, wie wichtig es ist, sich anderen Kulturen und Lebensformen gegenüber aufgeschlossen zu zeigen. Und nun das: Wer stolz auf seine Toleranz ist, beweist damit nur, wie wenig er in Wahrheit von anderen hält. „Toleranz ist ein Wort mit einem hässlichen Unterton“, las ich in der „SZ“, der ich in solchen Dingen blind vertraue. Toleranz sei in Europa „eine Frage der Macht, auch der Demütigung“, also gewissermaßen eine Fortführung des Kolonialismus mit anderen Mitteln. Genauso gut können Sie gleich von Eingeborenen oder Mohren reden.

Ich bin sofort bereit, auf Toleranz zu verzichten. Die Frage ist, was die Alternative wäre. Intoleranz ist ja auf Dauer auch keine Antwort. Akzeptanz klingt gut, aber führt nicht wirklich weiter, weil Akzeptanz ebenfalls an Grenzen stößt. Auf einem Podium, auf dem ich am Wochenende saß, schlug jemand stattdessen Respekt vor. Das wiederum erschien mir etwas wenig. Nur weil ich jemand anderen respektiere, heißt das ja noch lange nicht, dass ich ihn willkommen heiße. Außerdem löst es das eigentliche Problem nicht, nämlich wie man die Trennung in wir und sie überwindet.

Und hier geht es zum gesamten Text bei Spiegel Online.

 

Keine Kommentierung.