Ihme-Rauschen.

Das 11 A am Küchengarten hat sich und seinen Gästen eine Weinbar gegönnt. Wird Linden jetzt endgültig ein Mekka für Gourmets?

Hefte raus, Gastarbeit: Wo kann man sich in Hannover an einer gut gemachten Bar mit Stil und Geschmack voll und ganz dem Alkohol widmen? Bars in Restaurants lassen wir mal weg. Hotels natürlich auch … na … wer hat hier Ideen? Bernd? Casa, okay, kultiger Klassiker. Sandra? Oscars. Jaaa … aber ganz schön viele Krawatten. Jan? Pepes. Gibt`s das überhaupt noch? Noch jemand? Keiner? Dann kommt jetzt mal alle mit ins Ihme-Rauschen, der nagelneuen Weinbar von Verena Schindler und Christoph Elbert, die schon mit dem 11 A Essen in Linden neu erfunden haben und jetzt Gleiches mit Trinken vor Ort versuchen.

Das Ihme-Rauschen befindet sich in einem ehemaligen, leider fensterlosen Umspannhäuschen der hiesigen Stadtwerke, in dem einst die Transformatoren rauschten und heute geschmeidiges Interior-Design den Gast elektrisiert. Wand an Wand mit dem 11A. Und daher wie gemacht, um hier vor dem Essen mit einem frischen Tropfen gepflegt anzustoßen oder hinterher bei einem schweren Tropfen zu versacken. Und genau das haben wir gemacht.

Auf nüchternen Magen: Wir nehmen am Tresen Platz und können vom Barhocker durch Fenster im Boden den Weinkeller bewundern. Kistenweise lagern da Granaten, wie der Kampftrinker sagt. Ein Blick in die Karte und es wird schnell klar, „offen“ wird hier deutsch getrunken. Interessante Weine von eher weniger bekannten Winzern. Dann mal los. Wir probieren einen Weißburgunder und einen Sauvignon Blanc. Der eine ist kräftig, der andere frisch, aber beide sind von ausgesuchter Qualität. Gut eingekauft, Chef! Wir verabschieden uns zufrieden zum Essen ins Restaurant.

Eine gute Stunde später: Bestens gesättigt und gut gelaunt haben wir nun Lust auf einen der hochklassigen Rotweine, die hier laut Ankündigung in der Tagespresse und im Web täglich „by the glas“ ausgeschenkt werden sollen. Das müssen wir aber irgendwie falsch verstanden haben, denn der Service offeriert uns auf Anfrage nach einem „großen Wein im Offenausschank“ zielgerichtet und charmant „etwas schönes rotes aus der Provence“. Das ist absolut richtig, ein toller Wein mit vollem Körper und starkem Charakter. Und das in Linden, wo man früher eher Eckkneipe und Bierschwämme erwarten durfte, statt Feinschmeckerbude und Weinlokal. Einfach nur 1 A.

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Sommer 2010)

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