Archiv für das Themengebiet 'Trinken.'

Hannover geht nicht mehr aus.

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., Essen., Leben., Trinken., geschrieben am 16. April 2021 von Thomas Lasser

Lockdown, mal mehr oder weniger lang, mal mehr oder weniger hart. Ein Ende? Nicht in Sicht. Das trifft mich als Mensch, der gerne ausgeht, natürlich besonderes. Was war also los in den letzten Monaten?

Die Idee zu diesem Text kam mir am 16. April 2021. Also heute. Exakt 13 Monate ist es nun hier, dass in Hannover zum ersten mal die Gastronomie runtergefahren wurde, ich am Sonnabend zuvor schon nicht mehr meine Zeitungen im »Mövenpick« lesen konnte, ich zum letzten mal am Mittag im »Rotonda« ein Glas Wein trank. Wie an jedem Sonnabend zuvor in der City, ich würde mal sagen, seit weit mehr als 25 Jahren, es sei denn, ich war auf Reisen.

»Hannover geht nicht mehr aus« heisst für mich aber auch, dass ich zur Zeit nicht mehr für Magazine über interessante Restaurants schreibe, was ich ebenfalls 25 Jahre lang getan habe. Wenn nichts auf ist, wo man hingehen kann, dann muss man in Zeitungen und Magazinen auch nicht darüber schreiben. Es sei denn, sie machen »Außer Haus« oder haben einen Lieferservice, was nicht nur dem einen oder anderen, sondern mittlerweile ganz schön vielen Abenden bei mir Zuhause einen gewissen Glanz verliehen hat. Satt bin ich also in den letzten 13 Monaten immer geworden. Also, was fehlt?

Es fehlen die anderen Räume, schließlich hängt man fast nur noch Zuhause rum. Es fehlen die anderen Gesichter, die wenigen aus dem anderen geschätzten Haushalt, den man noch trifft, kennt man nun gut genug. Es fehlen die Geräusche, die Gerüche, die neue Vorspeise, der andere Wein. Um das man sich alles nicht selbst kümmern muss, man sitzt einfach nur da und lässt es sich gut gehen. Herrlich. Zum letzten mal konnte ich das am 1. November genießen. Das ist jetzt über ein halbes Jahr her …

Mit Sicherheit ist »ausgehen« zur Zeit nicht das wichtigste Thema der Welt. Aber eine vielfältige Gastronomie (Kulturszene, Einzelhandel und so weiter und so fort) trägt für mich zur Lebensqualität bei. Diese möchte ich auch nach der Pandemie wieder genießen. Gerade inhabergeführte Läden ohne einen Konzern oder Investor im Hintergrund sind es Wert, erhalten zu bleiben. Das wünsche ich mir. Ungefähr genau so sehr, wie eine Dosis Impfstoff im Oberarm. Guten Appetit und alles Gute.

Walk On The Wildside: Kannste mal die Seite wechseln?

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., Hören., Trinken., geschrieben am 30. Januar 2018 von Thomas Lasser

Wer Rock´n´Roll im Restaurant will, schreckt vor neuen Kompositionen nie zurück. Hier kommt die neue Platte der Band Schindler / Elbert

Holly came from Miami F. L. A. Hitch-hiked her way across the U.S.A. Plucked her eyebrows on the way. Shaved her legs and then he was a she. She said, hey babe, take a walk on the wild side. Said, hey honey, take a walk on the wild side … Früher war alles nicht unbedingt besser, die Texte vieler Songs für die Ewigkeit aber expliziter. Wer heute noch einen Spaziergang auf der wilden Seite machen will, der kommt in Hannover bei Verena Schindler und Christoph Elbert vorbei. Um richtig gut zu essen und ausgesucht zu trinken. Ihre Läden in der Stadt leben von der unerschöpflichen Energie dieser Frau, der schieren Wucht dieses Mannes, ihrer immer prachtvollen Ideen und der Motivation der gesamten Mannschaft. 11A, Ihmerauschen (Wein!), Boca (Gin!) oder Plümecke (Bier!). Es ist echt „scheißegal“ wohin man geht, das wird garantiert ein cooles Ding, bei dem man hier und da auch mal fassungslos den Kopf schüttelt aber immer doch ausgesprochen zufrieden nach Hause kommt. Auf weniger Wichtiges – Damast, Kreditkarten, Grand Crus – wird überall bewusst verzichtet, auf mehr Entscheidendes – Produkt, Ambiente, Preis – dafür umso mehr geachtet.

Zu diesem kleinen Imperium gehört seit Ende Oktober nun auch das Walk On The Wildside (Cocktails!) in den Räumen der ehemaligen Fußballkneipe Linden Journal. Die befinden sich auf der anderen Straßenseite vom 11A. Gegenüber blieb im Raum kaum ein Detail beim anderen, der Laden wurde, typisch für die beiden Chefs, individuell inszeniert und mit unterschiedlichen Stücken ganz schön aufgemöbelt. Jeden Donnerstag, Freitag und Sonnabend werden jetzt hier ab 19 Uhr „elegante Cocktails“ mit „hochwertigen Zutaten“ vom Chef Elbert selbst oder von Henrike Hollander serviert. Die Karte wechselt wöchentlich, da ist wirklich jede Menge Trinkspaß garantiert.

Der ultimative Reiz des neuen Ladens ist für mich das in Hannover in dieser Form einzigartige „Private Dining“-Konzept. Für acht bis zwölf Personen tischt man dann an einem langen Tisch im hinteren Teil der Bar nach Absprache aus der eigenen Küche alles Mögliche auf. Bock auf ein bestimmtes kulinarisches Thema? Lust auf die Küche eines exotischen Landes? Die frischen Produkte der laufenden Saison? Eine ganze spezielle Kochtechnik? Oder einmal einen ganzen Fisch? Bis auf das sprichwörtliche halbe Schwein auf Toast macht Christoph Elbert wahrscheinlich alles möglich. In vier bis sechs Gängen mit passenden Getränken wird im Walk On The Wildside also jeder Wunsch wahr. Hier macht sich der Chef bewusst aber mit Lust von allen Dingen frei, kocht wie er und seine Gäste es mögen.

Ganz im Sinne von Lou Reed, der immer fand, dass seine eigene Musik digital „scheiße“ klingt, steht im Walk On The Wildside in der DJ-Kabine übrigens ein (!) Plattenspieler. Dazu die Vinyl-Sammlung des verstorbenen Hannover Concerts-Chef Wolfgang Besemer. Tausend Scheiben, auf denen sicher so manche klassische Perle zu finden ist. Mit dem Laden insgesamt hat Hannover nun ein neues Glanzstück mehr.

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2017. Jetzt am Kiosk!)

Neulich in der Sansibar. Das Logo ist trotzdem blöd.

Ein Beitrag zum Themengebiet Trinken., geschrieben am 27. August 2013 von Thomas Lasser

Prost! Mahlzeit.

Ein Beitrag zum Themengebiet Trinken., geschrieben am 18. Oktober 2012 von Thomas Lasser

Wo wir hier ja gerade bei bierlastigen Themen und in Süddeutschland sind. In Lörrach gibt es seit 1850 eine kleine, feine Privatbrauerei mit dem Namen Lasser. Und als Mann des Wortes sind mir natürlich deren Slogans aufgefallen: Lasser-Bier, man liebt es. Oder: Pro-Bier. Und zur Zeit: Lasser hat`s. Das lass ich jetzt mal so stehen.

Oscar`s.

Ein Beitrag zum Themengebiet Trinken., geschrieben am 8. Februar 2012 von Thomas Lasser

Mal dem Volk aufs Maul geschaut … Dummheit frisst. Intelligenz säuft. Mmmhhh. Also Double Burger mit Käse und Fritten. Gegen Bombay Sapphire Tonic mit einer Scheibe Limette und Eis. Da weiß ich natürlich sofort, durch welches Tor ich renn. Cheers! Reden wir also heute mal übers Trinken. Mit Niveau. Und, meistens zumindest, mit Verstand. Das ist unter normalen Umständen ja durchaus möglich. Ganz schlechte Gesellschaft, harte emotionale Herausforderungen oder überaus tolle Frauen lassen einen jedoch ab und zu die gesellschaftlichen Konventionen vergessen. Nicht gut, ich weiß, aber irgendwie menschlich, denke ich. Tja.

Wer sich in Hannover mit Stil den alkoholischen Herausforderungen des Lebens stellen möchte, der hat, sagen wir mal, nicht wirklich viele wahrhaft gute Anlaufpunkte. Denn der Stadt, die ja eigentlich alles hat, fehlen … gute Tresen! Also reine Bars. Denn davon gibt es in Hannover eigentlich nur eine wirklich gute und das ist Thomas Fischers Oscar`s vis-a-vis der Börse. Mir im Prinzip vom Ambiente ein wenig zu englisch, aber letztlich der einzige Betrieb, in dem das Thema Bar wirklich verstanden wird. Klassisch, smart, diskret.

Die Auswahl der Whiskeys ist legendär. Ich kann dazu nichts sagen, denn ich kenne mich da nicht wirklich aus. Selbst nach ein paar Probiersets, die man Rookies wie mir gern anbietet, bin ich da noch nicht weiter. Bin eher so der Typ für klassische Cocktails, Manhattan, Martini, Mai Thai oder Longdrinks, Gin Tonic, sowieso der beste Drink der Welt, den man im Oscar`s eben nicht nur mit Gordon`s & Co. bekommt, sondern mit allerlei exotischen Gins, da sollte man sich immer auf die Empfehlungen der Barkeeper verlassen, außergewöhnliche Geschmackserlebnisse sind dann garantiert. In diesem Sinne: The way to drink a cocktail is quickly, while it’s still laughing at you. Wines, of course, merely smile. They are for the man who takes time. We don’t have many of those. Harry Craddock. The Savoy Cocktail Book, 1930.

Ihme-Rauschen.

Ein Beitrag zum Themengebiet Trinken., geschrieben am 5. Dezember 2011 von Thomas Lasser

Das 11 A am Küchengarten hat sich und seinen Gästen eine Weinbar gegönnt. Wird Linden jetzt endgültig ein Mekka für Gourmets?

Hefte raus, Gastarbeit: Wo kann man sich in Hannover an einer gut gemachten Bar mit Stil und Geschmack voll und ganz dem Alkohol widmen? Bars in Restaurants lassen wir mal weg. Hotels natürlich auch … na … wer hat hier Ideen? Bernd? Casa, okay, kultiger Klassiker. Sandra? Oscars. Jaaa … aber ganz schön viele Krawatten. Jan? Pepes. Gibt`s das überhaupt noch? Noch jemand? Keiner? Dann kommt jetzt mal alle mit ins Ihme-Rauschen, der nagelneuen Weinbar von Verena Schindler und Christoph Elbert, die schon mit dem 11 A Essen in Linden neu erfunden haben und jetzt Gleiches mit Trinken vor Ort versuchen.

Das Ihme-Rauschen befindet sich in einem ehemaligen, leider fensterlosen Umspannhäuschen der hiesigen Stadtwerke, in dem einst die Transformatoren rauschten und heute geschmeidiges Interior-Design den Gast elektrisiert. Wand an Wand mit dem 11A. Und daher wie gemacht, um hier vor dem Essen mit einem frischen Tropfen gepflegt anzustoßen oder hinterher bei einem schweren Tropfen zu versacken. Und genau das haben wir gemacht.

Auf nüchternen Magen: Wir nehmen am Tresen Platz und können vom Barhocker durch Fenster im Boden den Weinkeller bewundern. Kistenweise lagern da Granaten, wie der Kampftrinker sagt. Ein Blick in die Karte und es wird schnell klar, „offen“ wird hier deutsch getrunken. Interessante Weine von eher weniger bekannten Winzern. Dann mal los. Wir probieren einen Weißburgunder und einen Sauvignon Blanc. Der eine ist kräftig, der andere frisch, aber beide sind von ausgesuchter Qualität. Gut eingekauft, Chef! Wir verabschieden uns zufrieden zum Essen ins Restaurant.

Eine gute Stunde später: Bestens gesättigt und gut gelaunt haben wir nun Lust auf einen der hochklassigen Rotweine, die hier laut Ankündigung in der Tagespresse und im Web täglich „by the glas“ ausgeschenkt werden sollen. Das müssen wir aber irgendwie falsch verstanden haben, denn der Service offeriert uns auf Anfrage nach einem „großen Wein im Offenausschank“ zielgerichtet und charmant „etwas schönes rotes aus der Provence“. Das ist absolut richtig, ein toller Wein mit vollem Körper und starkem Charakter. Und das in Linden, wo man früher eher Eckkneipe und Bierschwämme erwarten durfte, statt Feinschmeckerbude und Weinlokal. Einfach nur 1 A.

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Sommer 2010)