Archiv für Mai 2015

Restaurant Basil. Respekt.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 25. Mai 2015 von Thomas Lasser

Es gibt Leute, für die ist Zeit Geld. Zu viel Zeit kann aber auch viel Geld kosten. Schön, wenn man sich immer zu beschäftigen weiß. Und beim kleinsten Anflug von Hunger einen Ausflug in ein tolles Restaurant machen kann.

Seit Wochen nur noch Feiertage, ständig fallen Montag und Donnerstag einfach weg, und Pfingsten ist besonders schlimm, kein Mensch ist zu erreichen, alle werfen den Weber an, dösen auf den Wiesen und wenn die Kohle glüht, dann strahlt der Mann. Sortiere aus Langeweile CDs (natürlich wie Rob Gordon, nicht alphabetisch, sondern autobiografisch), googele mich mal wieder selbst („Thomas Lasser (* 25. Oktober 1969) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler“, Quelle: Wikipedia) und wundere mich über all den Unsinn, der immer wieder bei Facebook gepostet wird („Weiß eigentlich jemand von Euch, warum der Wochenmarkt so spärlich geschrumpft ist auf dem Rübezahlplatz?“). Bitte? Jetzt krieg ich auch Hirnsausen [sic!].

Es wird also Zeit mal wieder essen zu gehen. Am besten nicht allein. Ein Restaurant, in dem das hervorragend geht, ist das Basil. Denn Stefan Kobling und sein Team schließen jeden Abend mit Freude den Laden auf und bieten ihren Gästen einen großartigen Rahmen zum Gucken, Sitzen, Plaudern, Essen, Trinken. Und das seit fast 20 Jahren, mit steigender Qualität der Küche und wachsender Begeisterung der Gäste. Allein schon diese Leistung verdient: Respekt!

Das ich so gern ins Basil komme, hat auch mit dem Empfang zu tun. Der ist hier nämlich aufmerksam und herzlich, man fühlt sich willkommen und geht mit dem Service von Anfang an eine Beziehung auf Zeit ein. Solche Leute muss man in der Gastronomie suchen. Und dann halten. Was dem Basil seit Jahren ebenfalls gelingt: Respekt!

Bleibt eigentlich nur noch die Küche zu erwähnen. Und die ist … großartig. In den 90ern noch ganz schön euroasiatisch, heute mittlerweile metropolitan. Anders kann ich Thunfisch auf sautierten Chili-Shitakepilzen und Guacamole oder Piccata vom Kalb mit Kartoffel-Pesto-Blini und Peperoni-Gemüse nicht beschreiben. Dazu gibt es eine Weinkarte, die zu den besten der Stadt gehört und die es schafft, auch ohne die großen Crus, die ohnehin niemand mehr bezahlen will und kann, zu brillieren. Was soll ich sagen? Resp… ist schon klar, oder?

Basil

Eines der Ausstellungsstücke in Esther Schippers Galerie.

Ein Beitrag zum Themengebiet Arbeiten., geschrieben am 15. Mai 2015 von Thomas Lasser

Arbeiten. Und zwar mit Haltung.

Ein Beitrag zum Themengebiet Arbeiten., geschrieben am 8. Mai 2015 von Thomas Lasser

Es gibt immer wieder Umfragen, die sagen, Agenturleute haben eines der schlechtesten Images aller Berufsgruppen. Nun ja. Ich weiß nicht, wo das herkommt. Ich kenne nur, okay, fast nur, Kollegen, mit Anspruch an ihre Arbeit und mit klarer Haltung zu Branchen und Produkten. Wenn früher, also in den 80ern, über das Thema gesprochen wurde, hörte man oft den Satz: „Ich mache alles, nur nicht Atomkraft und Zigaretten.“ Atomkraft und Zigaretten waren böse, manchmal kam auch noch der Begriff Waffen dazu. Ein wohlfeiler Wunsch. Wer kam in seinem Berufsleben schon die Chance, Waffen zu bewerben? Auch die Pro-Atomkraft-Kampagnen sind selten.

Bei Zigarettenwerbung wurde es in den 1990er Jahren schon schwieriger, Tabak-Kunden konnten schon mal auf dem Schreibtisch landen. Trotzdem war „das Böse“ überschaubar. Heute redet kein Mensch mehr über die suchterzeugende Zusatzstoffe und gesundheitliche Folgen des Rauchens. Weil es ja allen klar ist. Im Vergleich zu heutigen Herausforderungen mutet die Diskussion ohnehin fast schon komisch an. Heute ist es ungleich schwieriger, eine Haltung zu finden und Werten treu zu bleiben. Will ich für einen Multi-Konzern arbeiten, der Menschen überall auf der Welt buchstäblich das Wasser abgräbt und große Umweltschäden anrichtet? Will ich für eine Bank arbeiten, die Lebensmittelspekulation betreibt? Wer sich als Werber Werte leisten will, steht auf einmal mitten in einem Minenfeld.

Wenn man Kreative fragt, was sie wollen, werden die meisten von ihnen antworten: „schöne Sachen machen“. „Schöne Sachen“ sind kreative, tolle Ideen, die so auch umgesetzt werden und „draußen“ sichtbar sind. Allein das ist bereits ungeheuer schwierig, wie jeder weiß, der den langen Marsch durch die Hierarchien eines Unternehmens kennt. Dazu kommt natürlich, dass man Geld verdienen will und muss. Wenn wir nun auch noch unsere Werte berücksichtigen, wollen wir „schöne Sachen für gute Unternehmen bei einer fairen Bezahlung“ machen. Das sind drei Wünsche auf einmal und wie wir durch die Werbung wissen, braucht man schon ziemlich dicke Eier, damit uns die jemand erfüllt.

Agenturen können sich selektive Kundenauswahl eigentlich gar nicht leisten, obwohl ich da tatsächlich eine einzige Ausnahme kenne. Auf Dauer allerdings bleibt dabei ein schaler Geschmack. Im Kapitalismus, so haben wir gelernt, treffen wir mit jedem Kauf eine Entscheidung über die Welt, in der wir leben wollen. Welche Entscheidung treffen wir, wenn wir unsere Kreativität in den Dienst von Unternehmen stellen, von denen wir lieber nicht Kunde sein wollen? Ich habe keinen Ausweg aus dem Dilemma.

Attitude-and-Leadership