Archiv für das Themengebiet 'Hören.'

Burt Bacharach. Einer der besten Songwriter.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 30. Juli 2013 von Thomas Lasser

Kein Scherz: Ich will seit mehr als einem Jahr einen Artikel über meinen liebsten Songwriter schreiben, kam nur irgendwie nie dazu. Das hat jetzt Christop Dallach auf SPIEGEL online gemacht. Und zwar so treffend, dass ich diesen Beitrag einfach zweitverwerte. Hut ab … Er hat nur irgendwie vergessen, die Alben Painted From Memory mit Elvis Costello und sein durchaus politisches Letztwerk At This Time zu erwähnen. Hab ich jetzt ja gemacht.

Auf dem Cover des ersten Oasis-Albums sitzt Noel Gallagher neben einem Porträt von Burt Bacharach. Der Brit-Pop-Debütant posiert da auf einem Sofa gedankenverloren mit Gitarre, daneben lehnt ein gerahmtes Poster des amerikanischen Songwriter-Titanen. Das war 1994, und auch wenn damals gerade das sogenannte Easy-Listening-Revival über die Bühne ging, dürften die wenigsten der Oasis-Zielgruppe gewusst haben, wer Burt Bacharach ist, geschweige denn, wie er ausschaut. Aber was Noel Gallagher angeht, war das Cover ein klares Statement: Denn auch  wenn der Brite gern mal als Beatles-Klon verhöhnt wird, war er vor allem immer ein Fan großer Songs und ihrer Autoren, einer, der weiß, was eine funkelnde Melodie vom grauen Mittelmaß unterscheidet.

Mal abgesehen von Paul McCartney und John Lennon hat Burt Bacharach vermutlich mehr umwerfende Melodien in die Welt gezaubert als irgendwer sonst im Popuniversum. Wikipedia attestiert ihm allein 73 Hits in den US-Charts. Wem sein Name trotzdem nichts sagt, der wird wenigstens mit seinen Songs vertraut sein: „The Look of Love“, „Raindrops Keep Falling on my Head“, „This Guy’s in Love With You“, „Walk on By“, „I say a little Prayer“ oder „What’s new Pussycat“ – um nur einige wenige der Klassiker zu nennen, die von so ziemlich allen relevanten Musikern der letzten Jahrzehnte interpretiert wurden. Die Liste reicht von Elvis Presley über Frank Sinatra, Barbra Streisand, Marlene Dietrich, Stan Getz, Dusty Springfield, den Beatles, Aretha Franklin, Isaac Hayes bis zu Bacharachs bevorzugter Haus-und-Hof-Interpretin Dionne Warwick.

Als „Easy Listening“ wurde diese Musik lange von Geschmackspolizisten abgetan; ein Begriff, den Bacharach zu Recht als persönliche Beleidigung wertet, wenn er damit in Zusammenhang gebracht wird. Wie wenig an Bacharachs Musik „Easy“ ist, dämmert jedem, der mal probiert, eine Melodie wie „What’s New Pussycat“ nachzupfeifen. Denn letztlich bestand die Kunst des Jazz-Fans Bacharach ja auch immer darin, komplexe Melodien federleicht klingen zu lassen.

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Großartig. Einfach. Großartig.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 1. März 2013 von Thomas Lasser

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=wSpoHBat2-A

 

Alle Jahre wieder … »Jazz« von Ken Burns.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 18. Dezember 2012 von Thomas Lasser

(Ja, der mit dem Effekt.) Derweil da draussen Adventskränze angezündet, Gänse gebraten und Weihnachtsmärkte überrannt werden, bilde ich mich lieber weiter und gucke mal wieder ein paar Folgen des großartigen Doku-Projekts Jazz auf DVD. Das sei jedem ans Herz gelegt, der dieser Musik ganz nah kommen möchte. Punkt. Den Rest überlasse ich der Musikwoche, der ich prinzipiell aber Recht gebe:

Als im Jahr 2000 die zwölfteilige Dokumentationsserie mit dem schlichten wie umfassenden Titel Jazz im US-Fernsehen gezeigt wurde, sorgte sie für ein gewaltiges Medienecho. Das lag nicht nur an den sage und schreibe 13 Millionen Dollar Produktionskosten, die die in Kooperation mit der BBC entstandene Reihe verschlungen hatte. Vielmehr trat Jazz eine ideologische Debatte los, die bis heute noch andauert. Denn das von dem renommierten Dokumentarfilmer Ken Burns betreute Projekt wollte mehr sein als eine reine Geschichtsstunde über die Jazz-Musik. Es ging auch um die Rolle der Afro-Amerikaner in der amerikanischen Kultur: „Jazz ist die Formel Amerikas“, heißt es bedeutungsschwer gleich zu Beginn der insgesamt zwölf Stunden. Dabei richtete sich die Kritik niemals gegen die Tatsache, dass es tatsächlich die Schwarzen waren, die mit dem Jazz die wohl wichtigste und originäre Kunstform Amerikas geschaffen haben. Attackiert wurde die rückwärtsgewandte Anschauung des Jazz-Trompeters Wynton Marsalis, der als Senior Creative Consultant die musikalische Ausrichtung des Projekts maßgeblich bestimmt hat.

Für ihn ist etwa Louis Armstrong der Inbegriff und der Johann Sebastian Bach des Jazz, nicht Miles Davis. So beschäftigen sich die ersten zehn Folgen mit der Zeit von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1955, während die danach folgende Moderne in drei Folgen abgehandelt wird und in der These endet, dass der Jazz in den 70er-Jahren auf einen – elektronischen – Irrweg geraten sei und nur durch eine konsequente Rückbesinnung gerettet werden könne. Dennoch bleibt das gigantische Projekt, das in mühevoller Archivarbeit beeindruckende Bilder aus allen Epochen zusammengetragen hat, die wohl wichtigste und lehrreichste Arbeit über den Jazz. Auch die letzten vier Folgen, die bis in die Gegenwart reichen, sind hochinteressant, weil hier Marsalis Ideologie am klarsten zutage tritt. Aber zum Streit, wie wichtig Miles Davis, John Coltrane und der Fusion Rock wirklich waren, bieten diese Folgen hervorragendes Anschauungsmaterial.

Jessie Ware – »Devotion«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 15. November 2012 von Thomas Lasser

Hey, Du, darf ich Dich mal was fragen? Ja? Toll. Also … Nein, Dich hier noch nie. Ich komme aber mittlerweile seit über fünf Jahren her. Nicht jede Woche, aber schon regelmäßig, wenn ich mal wieder in der Stadt bin … Woher? Aus Hannover … Wieso? Ich habe zwei Kunden hier. Aber darum geht es jetzt gar nicht … Worum dann? Na, um Dich. Denn ich muss sagen, Frauen, die es verstehen so eine Jacke – Haute Couture, vermute ich mal – mit einer derartig verrissenen Jeans zu tragen, die finde ich … na, sagen wir mal … schon bemerkenswert … Ach, eigentlich meistens in Mailand? Das ist jetzt aber wirklich interessant. Denn …

Den perfekten Soundtrack für Gespräche dieser Art liefert in diesem Herbst die Engländerin Jessie Ware. Auf Devotion blubbert eine gefühlvolle Electro-Soul-Ballade nach der anderen aus den Boxen durch den Raum ins Mittelohr und in die Magengegend. Und wieder zurück. Songs für das Dunkel der Nacht. Für die Stunden, die man eher selten erlebt. Zumindest wach. Für Blade Runner 2012. Oder eine Neuauflage von 9 1/2 Wochen. Falls die Dinger je gedreht werden. Atmosphärisch. Knisternd. Cool. Würde ich sonst drüber schreiben? Also. Deshalb 9/10.

Kaufen? Dann hier. Das Ding gehört ins Regal, nicht auf Festplatte.

Enrico Rava – »Rava On The Dance Floor«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 26. September 2012 von Thomas Lasser

Weltoffen. Das trifft es, würde ich sagen, am besten. Und: Experimentierfreudig. Ja, auch das. Geduldig, das habe ich auch schon mal gehört. Von was ich spreche? Von wem! Denn es geht um … mich. Ich probiere fast alles aus. Ich probiere fast alles an. Ich fahre eigentlich überall hin. Und ich höre grundsätzlich erst mal jede Art von Musik. Bevor ich mir ein Urteil erlauben kann. Wenn das nicht so wäre, dann wüsste ich nicht, dass ich nicht gut Saxophon spielen kann. Das mir die Farbe orange gar nicht steht. Das ich es in der Kronenhalle in Zürich toll finde, in der Paris Bar in Berlin aber nicht. Und das ich die Musik von Charles Lloyd immer gut finde, die von Bob Dylan dagegen nicht.

So ging ich auch an On The Dance Floor von Enrico Rava ran. Ein Album, auf dem der Jazztrompeter zehn Stücke von Michael Jackson neu arrangiert covert. Das klingt cool, dachte ich, zu mal das Ganze bei ECM erschien, ein Label, dem ich in der Vergangenheit immer blind vertrauen konnte. So richtig mies war das nie. Bis jetzt. Denn bis auf den Opener Speechless und ein paar schön gespielte Stellen hier und da, ist die Platte ein verunglückter Versuch, Pop wie Jazz zu spielen, der aber noch als Pop erkennbar ist. Fürchterlich. Das erinnert mich phasenweise an den Happy Sound von James Last aus den 70ern. Michael Jackson würde sich im Grab umdrehen, wenn er das hört. Und Rod Temperton würde sich wünschen, Thriller nie geschrieben zu haben. 3/10. Leider.

Hört rein, entscheidet selbst, ob das geht, wenn ja, bestellt!

Purity Ring – »Shrines«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 23. August 2012 von Thomas Lasser

Ach … Du … meine … Güte! Was ist das denn? Aus Nordamerika, ewiger Weltmarktführer der härtesten Pornoindustrie und Weltmeister des gestrigsten Puritanismus, doppelmoralig wie, tja, wohl nur ganz schlimme Regime, kommt ein Duo mit dem schönen und passenden Namen Purtiy Ring und besingt blanke Lust, zartverhaltenen Sex und alles, was dazu gehört. Und zwar zum Niederknien schön. Puuuh. Da muss ich erst mal tief Luft holen und vergesse darüber glatt das textliche Konzept für die Besprechungen von Tonträgern in dieser Kategorie des Blogs.

Und nun? Ich bin ehrlich gesagt gefangen, hin und her gerissen von der Stimme der Sängerin, Megan James, die so lasziv-lässig daher kommt, den Synthispielen von Corin Roddick, dem es nach dem finalen Abmischen des Albums bitte, hoffentlich, gut geht, denn was der an den Tasten und mit den Reglern da fabriziert hat, das klingt wie The Human League auf Ecstasy zusammen mit The Gap Band in einer mir bisher gänzlich unbekannten weit, weit entfernten Galaxis. Es tut mit leid, aber dafür gibt es 11/10. Aber das nächste Album, das zerreisse ich. Versprochen.

Leute, kauft, denn gute Musik, die wird selten. Get a little closer … wer die Scheibe hört, weiß, was ich meine.

 

It`s only Rock`n`Roll. But I like it!

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 7. August 2012 von Thomas Lasser

 

Beach House – »Bloom«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 17. Juli 2012 von Thomas Lasser

Zum Thema Schwarz-Weiß-Cover habe ich mich hier ja schon oft genug in diesem Jahr bekannt … Ooooommmmm … In sich selbst zu ruhen finde ich gerade irgendwie toll. Tiefenentspannung. Beim Hören neuer Alben möchte ich mich einfach sanft stimulieren, als unnötig stressen lassen. Dazu ein guter Drink auf dem Sofa. Die Gedanken sind dann so etwas von frei. Mental gehe ich dabei voll ab durch die Mitte. Im höchsten Gang. Die linke Hand ganz lässig gedanklich am Lenkrad. Die rechte ruht auf dem Knie mit der Fernbedienung des CD-Spielers. Und hat im allerbesten Fall gar nichts zu tun. Denn das Album, das möchte ich von vorn bis hinten hören. Wie Dark Side Of The Moon. Nur eben irgendwie 2012.

Bloom von Beach House ist mal wieder so ein Ding. Mitproduziert hat das Ganze Chris Coady, zwar nicht bekannt aus Funk und Fernsehen, dafür aber von zahllosen hippen Platten der letzten Jahre. Ich sag nur: TV On The Radio. Nur selten kann sich ein Album so gut hören lassen wie Bloom. Atmosphärisch, abwechslungsreich, opulent, verträumt. Wie hieß das früher immer so schön? Anspieltipps: Myth, The Hours und Other People. Kann man im übrigen auch gut zu zweit hören. Wenn man zusammen schweigen kann. Denn das, finde ich, ist hier absolut Pflicht. Nah dran am Optimum: 9/10.

Klingt gut? Dann kaufen. Hier! Jetzt!

Masha Qrella – »Analogies«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 22. Mai 2012 von Thomas Lasser

Ein kurzer Blick auf den Stapel der CDs, die ich in den letzten sechs Monaten gekauft habe verrät: Ich leide offensichtlich unter einer bipolaren Störung. Denn: Die Cover sind entweder auffällig monochrom, gern schwarz-weiß, beruhigend, fast künstlerisch, oder völlig schrill, psychodelisch, durchinszeniert, monsterbunt. Hier ins Blog schaffen es meist nur die Scheiben mit Frontfotos der ersten Kategorie. Sollte ich zur Zeit etwa ein tiefenentspannter Mensch sein?

Wer heute Masha Qrella heisst, der kommt entweder aus … keine Ahnung … Island, St. Maarten, Burundi oder Berlin. Letzteres stimmt im Fall der Künstlerin, die mit Analogies nach langer, langer Zeit ein neues Soloalbum Album vorlegt. Und das ist so gefällig, dass ich mir die 10 Tracks durchaus als Soundtrack für meinen Sommer vorstellen könnte. Hier ein kleines The Smiths-Zitat, dort ein bisschen Wöhlfühl-Pop, ach ja, das kann man durchaus machen. Wenn man guter Dinge ist. Daher 6,75/10.

Hier klicken, bestellen und der Silberling kommt mit der guten, alten Post.

 

Norah Jones – »Little Broken Hearts«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 7. Mai 2012 von Thomas Lasser

Reden wir mal über … Jazz. Hier natürlich nicht zum ersten mal, klar. Jazz auf Platte, das sind für mich vor allem und auch immer noch … Impulse, Verve, Blue Note. Auf letzterem Lable veröffentlichte 2003 eine gewisse Norah Jones ihr Debütalbum Come Away With Me. Der wahrscheinlich größte kommerzielle Erfolg der Firma, der sie wohl auch vor dem endgültigen Ruin rettete, künstlerisch, aber, sagen wir mal, von Jazz so weit entfernt, wie Prada von Primark. Okay, Don`t Know Why ist ein wirklich liebes Lied, schön, plätzschernd, bequem. Und auch ich, ich gebe es ja gerne zu, schob damals die Scheibe ab und zu in den Player, wenn ich wusste, es kommen Popkulturjunkies zum Tee. Kam immer glänzend an.

2012. Die Sängerin hat in den letzten Jahren den Songwriter Brian Burton, der sich als Produzent Danger Mouse nennt, kennengelernt und mit ihm einen, allerdings ganz herausragenden, Track für sein Album Rome aufgenommen. Ich schrieb dies ja schon hier. Das schein ihr zu gefallen, denn nun hat Norah Jones mit ihm zusammen Little Broken Hearts geschrieben und durchproduziert. Eine Platte voller Hass auf ihren Ex, düsterer Gedanken und böser Bilanz. Das kommt, im Kontext mit ihrer Säuselstimme, echt gut. Mich überrascht diese Platte sehr. Das hätte ich mir im übrigen vom Debüt von Lana del Rey gewünscht. Mit Inbrunst 7/10.

Kaufen, kaufen, kaufen! Hier. Wenn man auf Musik zum Anfassen steht.