Und was kommt dann?

Ein Beitrag zum Themengebiet Arbeiten., geschrieben am 22. Februar 2012 von Thomas Lasser

Die Zukunft des Reisens. Wie die wohl aussieht? Und wo führt sie hin? Heute ist wirklich nur eines sicher: Es bleibt in jedem Fall echt spannend!

Nehmen wir mal an … heute wäre nicht heute, sondern, sagen wir … heute wäre, na gut … 2025. Wir haben uns auf der Erde alle Zielgebiete erschlossen. Gebiete, die vor 20 Jahren noch nicht so einfach für jeden zu erreichen waren. Wir haben neue Reiseformen entwickelt. Formen, die es uns erlauben, so zu Reisen, wie wir es schon immer wollten. Zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft. Von ganz authentisch bis rundum luxuriös. Kurz und gut: Es bleiben einfach keine Wünsche offen.

Aber wie sieht dann wohl eine Reise mit dem Flugzeug aus? Werden aus fliegenden Bussen dann vielleicht fliegende Vergnügungsparks? Kommt dann keine Stewardess mehr mit dem Essen an den Platz, sondern essen wir dann in einem von vielen Themenrestaurants?

Und wohin führt uns der Weg? An die schönsten Strände der Welt. Auf die höchsten Gipfel der Erde. Aber auch auf den Grund des Meeres? Werden wir in groß angelegten Unterwasserhotels mit den Fischen um die Wette schwimmen? Und vielleicht Tennis in 250 Metern Tiefe spielen?

Vielleicht wird dann ja eine Reise nach Australien zu einem ganz bequemen Wochenendtrip. Weil es Jets gibt, die die Strecke in zwei statt in zwanzig Stunden schaffen. Irgendein Hyperantrieb macht das möglich. Oder verreisen wir dann nur noch mental? So in einer Art Cyberspace und der Körper kommt gar nicht mehr vom Fleck? Statt am Flughafen einzuchecken gehen wir in das Reisebüro an der nächsten Ecke. Dort buchen wir die Reise ins Ich. Und sind, wenn wir wollen, in ein paar Stunden wieder da. Gut ausgeruht und bestens unterhalten.

Wer weiß schon heute, was morgen noch alles kommt. Aber wir bleiben in jedem Fall dran. Denn wir haben uns voll und ganz dem Urlaub verschrieben. Heute, morgen und übermorgen. Hier, da und anderswo.

(Dieser Text erschien in leicht veränderter Form vor mittlerweile zehn Jahren in der Imagebroschüre eines Touristikkonzerns)

Clichy. Traditionell? Gut!

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 16. Februar 2012 von Thomas Lasser

Das letzte ernsthaft betriebene Restaurant, aus einer Zeit, in der weit mehr als eine Handvoll Michelin-Sterne über Hannover strahlten. Eine Bestandsaufnahme.

Erstens: Bei weinseligen Diskussionen in den von schwedischen Möbelhäusern durchgestylten Küchen der Stadt unbedingt darauf achten, dass der hier total gern und immer ein wenig zu arrogant gebrauchte Begriff »Edelrestaurant« zumeist von Leuten benutzt wird, die in ihrem Leben noch kein Lokal in dieser Kategorie von innen gesehen haben.

Zweitens: Noch später am Abend, nach noch mehr Wein, den man selbst natürlich nur sehr wohldosiert zu sich genommen hat, mal ein Auge und ein Ohr dafür haben, wo die Kinderstube der Anwesenden stand. Denn merke: Du bekommst den Mann, natürlich auch die Frau, zwar aus der Plattenbausiedlung, die Plattenbausiedlung aber nicht aus dem Mann. Oder aus der Frau, was ich, ehrlich gesagt, aber noch viel schlimmer finde.

Drittens: Und wer dann am nächsten Morgen in der lokalen Tagespresse lesen kann, wie der Wirt der Woche gefragt wird, welches gastronomische Angebot der Stadt wirklich fehlt und der dann »Ein Sternerestaurant!« sagt, mal kurz dran denken, wie viele Michelin-Sterne wir in Hannover mal hatten. Geblieben ist keiner.

Viertens: Eines dieser Restaurants aus der kulinarischen Blüte der Stadt gibt es aber immer noch, Ekkehard Reimanns Clichy, das still auf einer Ecke am Weißekreuzplatz liegt. Ohne Stern, aber mit viel Seele, einem zackigen Service, klassischem Ambiente, kleiner Küche. Also, in Quadratmetern gemessen. Dazu Chef, der mit seiner Gelassenheit dafür sorgt, dass man sich wohl fühlt. Ein wahrer Grandseigneur der Szene, der den Feierabend noch immer ab und zu im »Casa« ausklingen lässt.

Fünftens: Freitagabend, alles schön, die Woche hatte sich gewaschen, von explodierter Espressomaschine bis kollabierter Assistentin war so ziemlich alles drin. Spontan essen gehen? Klar! Mal wieder ins Clichy? Immer gut! Im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Herr Reimann und sein Küchenchef, der Herr Nussbaum, schaffen es, hier Qualität auf den Tisch zu bringen. Klassisch, ohne viel Gezicke, kein Teller-Ikebana, klare Kante, es geht um gute Produkte und ihre ordentliche Zubereitung. Passt.

Sechstens: Und sonst so? Service, aber bitte mit Herz! Wie in allen Reimann-Restaurants ist der im Clichy hervorragend. Unaufdringlich, smart, professionell. So will man das am Ende eines harten Tages. Der unglaublich freundliche Herr Sonntag zieht eine Flasche Sauvignon Blanc für mich auf und ich weiß: Diese Woche kommt zu einem guten Ende.

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2011)

1988.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 13. Februar 2012 von Thomas Lasser

 

Oscar`s.

Ein Beitrag zum Themengebiet Trinken., geschrieben am 8. Februar 2012 von Thomas Lasser

Mal dem Volk aufs Maul geschaut … Dummheit frisst. Intelligenz säuft. Mmmhhh. Also Double Burger mit Käse und Fritten. Gegen Bombay Sapphire Tonic mit einer Scheibe Limette und Eis. Da weiß ich natürlich sofort, durch welches Tor ich renn. Cheers! Reden wir also heute mal übers Trinken. Mit Niveau. Und, meistens zumindest, mit Verstand. Das ist unter normalen Umständen ja durchaus möglich. Ganz schlechte Gesellschaft, harte emotionale Herausforderungen oder überaus tolle Frauen lassen einen jedoch ab und zu die gesellschaftlichen Konventionen vergessen. Nicht gut, ich weiß, aber irgendwie menschlich, denke ich. Tja.

Wer sich in Hannover mit Stil den alkoholischen Herausforderungen des Lebens stellen möchte, der hat, sagen wir mal, nicht wirklich viele wahrhaft gute Anlaufpunkte. Denn der Stadt, die ja eigentlich alles hat, fehlen … gute Tresen! Also reine Bars. Denn davon gibt es in Hannover eigentlich nur eine wirklich gute und das ist Thomas Fischers Oscar`s vis-a-vis der Börse. Mir im Prinzip vom Ambiente ein wenig zu englisch, aber letztlich der einzige Betrieb, in dem das Thema Bar wirklich verstanden wird. Klassisch, smart, diskret.

Die Auswahl der Whiskeys ist legendär. Ich kann dazu nichts sagen, denn ich kenne mich da nicht wirklich aus. Selbst nach ein paar Probiersets, die man Rookies wie mir gern anbietet, bin ich da noch nicht weiter. Bin eher so der Typ für klassische Cocktails, Manhattan, Martini, Mai Thai oder Longdrinks, Gin Tonic, sowieso der beste Drink der Welt, den man im Oscar`s eben nicht nur mit Gordon`s & Co. bekommt, sondern mit allerlei exotischen Gins, da sollte man sich immer auf die Empfehlungen der Barkeeper verlassen, außergewöhnliche Geschmackserlebnisse sind dann garantiert. In diesem Sinne: The way to drink a cocktail is quickly, while it’s still laughing at you. Wines, of course, merely smile. They are for the man who takes time. We don’t have many of those. Harry Craddock. The Savoy Cocktail Book, 1930.

Classic Commercials – »Mercedes-Benz«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Arbeiten., geschrieben am 4. Februar 2012 von Thomas Lasser

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, in einem humorlosen Land, eine Werbeagentur, damals noch keine kritische Firmierung, die beschloss, es muss mehr Humor in die Werbung, damals noch keine eindimensionale Form der Markenkommunikation. Um ihre Gründung ranken sich Legenden, um ihren Niedergang auch, aber das vergessen wir jetzt mal. Diese Agentur machte sich die Gründerzeit des Privatfernsehens zu Nutze und brachte Kunden ins TV, die bis dahin an Fernsehwerbung in ARD und ZDF nicht zu denken wagten. Zu rar, zu teuer, zu gesetzt.

Diese Agentur war Mitte der 80er Jahre unbedarft, produktiv, kreativ, angstfrei. Und SIE begründete den Ruf Hamburgs als die Agenturstadt in Deutschland. Diese Agentur war irgendwann mit ihren Arbeiten für allerlei Mittelstandskunden so toll und berühmt, dass sie von der damals besten Automobilmarke Deutschlands beauftragt wurde, Mercedes-Benz. Diese Agentur hiess Springer & Jacoby. Und die musste 2010 dicht machen. Einst unvorstellbar.

Einer der vielen, tollen Spots aus der Mercedes-Ära von S&J, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist Love Affair. Okay, es geht um Sex, aber der verkauft ja bekanntlich nicht schlecht. Es wird aber eine wirklich spannende und überraschende Geschichte erzählt. In 45 Sekunden. Dafür braucht so mancher miese Film über 90 Minuten. Das Ding baut Spannung auf, die sich erst im letzten Moment völlig überraschend löst. Damals, so um 1988, ein Highlight im Werbeblock. Vor Dr. Dittmeyer. Nach Herrn Kaiser. Allerdings, bei aller Liebe: Ob viele der Arbeiten aus dieser Zeit wirklich je zur Marke gepasst haben ist ein ganz anderes Thema.

 

Lana Del Rey – »Born To Die«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 1. Februar 2012 von Thomas Lasser

Kultur fängt nicht bei großen Museumsbauten an. Sondern bei ganz kleinen Dingen. Was ziehe ich wie an? Wo gehe ich mit wem essen? Wie erhole ich mich wo vom Alltag? Puh, sag mal, jetzt kann man`s aber auch übertreiben, was soll das denn bitte, das ist das wahre Leben und wir wollen nicht in der Ästhetik einer Fernsehserie aufgehen … Nee, nee, ist schon klar, aber wer nicht wirklich auf Details achtet, der kann ganz schnell und überall Dinge übersehen, um die es einfach schade wäre. Einen flimmernden Filmschnipsel bei YouTube zum Beispiel. Im Sommer 2011. Von Lana Del Rey, dem neuen Ego vom Elisabeth Grant. Video Games. Okay, das war wahrscheinlich alles ziemlich genau geplant und geradezu perfekt inszeniert, aber egal, wenn`s gut gemacht ist … Jetzt ist nach sechs Monaten das passende Album dazu da. Endlich?

Natürlich sieht die Frau hammermäßig aus. Könnte auch, Mad Men-Fans aufgepasst, Sterling Cooper entsprungen sein. Okay, die Lippen, die sind gemacht, passt schon, denn hier geht`s ja um die Musik. Angeblich mit der freundlichen Unterstützung von Guy Chambers und Eg White, was überall zu lesen ist, was der Blick ins Booklet aber nicht bestätigt. Merkwürdig. Und die Songs so? Mmmhhh. Video Games ist toll. Born To Die lass ich auf meiner Beerdigung spielen. Diet Mountain Dew der fröhlichste Track der ganzen Scheibe. Aber der Rest klingt mir einfach zu ähnlich. Hier ein paar schöne Soundeffekte, da eine auf Retro getrimmte Studiospielerei. Und immer und überall dieser HALL über der Stimme. Also, ich weiß nicht. 4/10? Nee, so schlecht nun auch nicht. Maximal 6/10.

Wer das Ganze mal hören will, der klickt sich hier zu iTunes.

Mayer Hawthorne – »How Do Yo Do«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 29. Januar 2012 von Thomas Lasser

Wer hatte die meisten Nummer 1-Hits aller Zeiten? Na, was meinste? Beatles. Nö. Stones. Auch nicht. Beach Boys. Also … Elvis. Ach … Die meisten Nummer 1-Hits hatten die Funk Brothers. Kennt ihr nicht? Erkläre ich euch. Die Funk Brothers waren in den 60ern und frühen 70ern die Studioband von Motown Records. Sie bildeten den Backbeat aller Aufnahmen, die in dieser Zeit für Berry Gordys legendäres Label entstanden sind. Und zwar im Keller von Hitsville USA, bis 1972 Sitz des Labels, 2648 West Grand Boulevard, Detroit, Michigan. Schnappt euch mal ein Album von Marvin Gaye, Stevie Wonder, The Temptations, Four Tops oder Diana Ross und ihr habt eine Platte der Funk Brothers in der Hand. So sieht das aus.

Es ist völlig unstrittig, dass auch Mayer Hawthorne ein Fan der Funk Brothers und der goldenen Motown-Ära ist. Denn er macht Platten, die klingen, als wären sie 40 Jahre alt. Das war schon beim Debüt vor drei Jahren so. Und nun kommt mit How Do Yo Do sein neues Werk in die virtuellen Plattenläden, denn echte gibt es ja leider fast nicht mehr. Knisternd, knackig, klassisch. Und zwar von vorn bis hinten. Okay, der erste Song, der lahmt ein wenig, aber ab A Long Time nimmt das Ding mächtig Fahrt auf und versetzt mich emotional hinter das Steuer eines 68er Ford Galaxy 500 XL GT Fastback. Und auf einen verdammt geraden, unendlich langen Highway, um irgendwie von Detroit nach Miami oder so zu cruisen. Kleiner Abzug in der B-Note: 9,5/10.

Hier geht`s zu iTunes.

Live From Daryl`s House.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 25. Januar 2012 von Thomas Lasser

Herrenabend mal ganz anders. Daryl Hall, eine musikalische Legende aus den 80ern, lädt von Zeit zu Zeit ein paar Jungs und ab und zu auch mal ein Mädchen in eines seiner Häuser ein um mit ihnen Musik zu machen. Super. Da wird über die Karriere geredet, Bier oder Wein getrunken. Und dann spielen sie die großen Hits von Hall & Oates in unterschiedlichen Versionen, die ewigen Klassiker von Motown oder wodrauf sie sonst noch Lust haben. Und das stellen sie dann online. Haut einfach auf den Link, heisser Tipp. Lange hat mich ein Musikformat schon nicht mehr so überrascht. Wow. Die haben echt Spaß dabei. Das sieht und hört man.

Im Juni 2010 war dann Mayer Hawthorne eingeladen, unter anderem um Private Eyes mit Daryl Hall und ein paar anderen Leuten zu spielen. Irre. Ich fand den Song schon 1981 echt toll und mag ihn heute immer noch. Dazu kommt, dass Herr Hawthorne fast genau so klingt wie Herr Hall. Hört Euch das mal an, ich finde das echt bemerkenswert. Mayer ist gerade mal 30, Daryl jetzt um die 60. Auch sehr schön: Der total bekloppte Gesichtsausdruck des Trommlers. Aber das muss wohl so sein. Dafür haut er aber immer schön kräftig einen harten und präzisen Beat raus. Herrlich!

Live From Daryl`s House

 

Der blödeste Slogan aller Zeiten.

Ein Beitrag zum Themengebiet Arbeiten., geschrieben am 21. Januar 2012 von Thomas Lasser

Das Thema ist nicht mehr ganz frisch. Aber gerade jetzt wieder hochaktuell. Der Markenauftritt von Schlecker, der im Frühjahr 2011 in die Welt gesetzt wurde und über den ich jetzt doch noch mal schreiben … muss. Eines jedoch vorweg: Die ganze Arbeit ist von GREY, einer Agentur, die sich in Deutschland seit vielen Jahrzehnten um das Thema Marke in der Werbung mehr als verdient gemacht hat. Da ging es oft weniger um den großen, kreativen und unterhaltsamen Wurf, sondern mehr um den typischen und einprägsamen Charakter einer Marke. Das find ich hervorragend und richtig. Klassische Beispiele wie Dr. Best, Sheba oder NORD/LB sind Cases, die passen. Aktuell auch Deichmann, Febreze oder Seat. GREY ist eine gute Agentur für klassische Marken.

Aber, bitte, was soll das: For you. Vor Ort. Denglish. Das konnte Jil Sander vor 20 Jahren schon schon besser. Warum nicht Für Sie. Vor Ort. Versteht das Schleckerklientel in Büsum, Adenau oder Ummendorf eh besser. Okay, das soll Modernität, Kundenorientierung und Nähe signalisieren, ist schon klar. Aber, warum so? Dazu die bekloppte Kampagnenidee im TV Produkt soundso in soundso viel Metern. Ich hätte vielleicht eine App beworben, die mir mit dem Smartphone den Weg zum nächsten Markt weist. Und zwar von dem Ort, an dem ich gerade stehe. Das wäre natürlich nicht wirklich irrsinnig neu, aber zumindest etwas innovativ gewesen. Dass der Laden jetzt nach jahrelangen Verlusten auch noch in die Planinsolvenz gehen muss, spricht nicht gerade für den neuen Markenauftritt. Aber was kann Kommunikation in einem Jahr schon rausreissen. From me. Für euch.

Mövenpick Hannover Kröpcke. Ich liebe es.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 19. Januar 2012 von Thomas Lasser

Ein Riesenladen. Mitten in der Stadt. Gäste aller Art. Gastronomie jenseits klarer Grenzen. Öffnet in aller Herrgottsfrühe. Schliesst fast um Mitternacht. An 364 Tagen im Jahr. Kann das gut gehen?

Es war, glaube ich, 1982. Das ultimative Dating-Ding in dieser Zeit. Freundschaftsbecher bei Mövenpick futtern. Eine unverschämt große Glasschale. Auf einem Bett aus Basier ein paar Kugeln Eis. Verschüttet von einer Lawine aus Früchten und Sahne. Dazu ein paar lustige Fähnchen und noch mehr Lametta. Für 25 Mark? Egal. Damit war ich dann irgendwann durch. Und dementsprechend mit dem Laden auch. Bis … ja, bis 2004.

Ein neuer Direktor, Matthias Baller, beschloss: Wir müssen umbauen. 80er raus, 21. Jahrhundert rein. Neues Raumkonzept, neues Interior Design, neue Karte, neue Küche, neuer Weinkeller. Klar, modern, abwechslungsreich, deutsch. Was in der Vergangenheit immer so wahnsinnig nah lag, weil ja total zentral, musste allein schon deshalb mein Misstrauen erwecken, gewann dann aber irgendwann trotzdem mein Interesse. Und so saß ich im Sommer 2004 plötzlich an einem Sonnabendmittag an der Weinbar in der Brasserie. Und das kommt seit dem … sagen wir mal öfter vor. Wann immer ich in der City unterwegs bin. Oder es mir einfach mal gut gehen lassen will. Und das ist nicht selten.

Das Haus setzt zu einem gewissen Teil auf regionale Lieferanten. Super. Dazu auf überregionale Produzenten mit tadellosem Ruf. Schön. Und die nennt man dann zum Glück auch in der Karte. Aha. Ich finde es darüber hinaus immer klasse, wenn Gastronomen Dinge anbieten, die ich einerseits woanders, andererseits so nicht bekommen kann. Da freut man sich schon auf dem Weg aufs Essen … Heute mal wieder ein Tatar Café de Paris. Oder den Tower. Oder die Tartines. Oder so. Der Hammer.

Es ist einfach beeindruckend, wie das gesamte Team in einem Laden in dieser Lage, bei dieser Größe und bei gefühlten 3.000 Gästen am Tag, einen so persönlichen Service, eine so bemerkenswerte Küche und ein so differenziertes Angebot hinbekommen kann. Dauerhaft. Verlässlich. Überzeugend. In einem, sagen wir mal, Umfeld, in dem es sicher nicht immer leicht ist zu agieren … Verschenkt wird am Kröpcke natürlich nix, das ist klar, aber ich bin immer bereit für Qualität, Individualität und Persönlichkeit zu zahlen. Sehr gerne sogar.