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Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., geschrieben am 17. Januar 2012 von Thomas LasserGesehen bei Don Dahlmann, der das bei Dog … From The Rain gefunden hat. Irgendwie ganz stimmungsvoll, finde ich.
Gesehen bei Don Dahlmann, der das bei Dog … From The Rain gefunden hat. Irgendwie ganz stimmungsvoll, finde ich.
Wenn es Amerika überhaupt geschafft hat, eine eigene Kunstform zu erschaffen, dann war das der Jazz. Und allein dafür bin ich den Vereinigten Staaten auf ewig dankbar. Dieser über Jahrzehnte entwickelte, immer freiere Umgang mit Instrumenten und Tönen. Dieser zum Teil gespielte Wahnsinn. Und dieses oft so schön voneinander ineinander fließende Zusammenspiel von exzellenten Musikern. Das hat mich schon immer gepackt. Fasziniert. Und bewegt. So lange ich denken kann.
Es gibt so derartig viele tolle Künstler, Alben, Konzerte, die ich kennen, hören, erleben durfte. Aber wenn ich mich entscheiden müßte, wer mein liebster Musiker und was mein liebstes Stück ist, dann entscheide ich mich für Herbie Hancock und für Cantaloupe Island, im Original von 1964, damals eingespielt mit Freddie Hubbard, Ron Carter und Anthony Williams. Nur mal so am Rande: da war Herbie gerade mal 24 Jahre alt …
Das Stück hat alles, was ich brauche: Ein tolles Thema, eine nachvollziehbare Melodie, unendlich viel Dynamik, tolle Soli und ein irres Tempo. Bei YouTube habe ich einen Konzertmitschnitt ausgegraben, in dem Pat Metheny, ein auch nicht gerade schlechter Musiker, diesem Klassiker eleganten Schmelz verleiht. Da kommt echt etwas zusammen. Alte Ideen, technische Perfektion, absolute Spielfreude, irrsinnige Leichtigkeit, neue Sounds. Und es klingt einfach gut. Einer von zehn Songs für die Insel. Wenn ich mich mal entscheiden müsste.
Popper. Ehlender Popper. Wie kann man nur ein Album von Roxy Music gut finden? Roxy Music! Also, sag mal, das ist doch nicht dein Ernst. Biste schwul, oder was? Sprüche wie diesen durfte ich mir vor 30 Jahren gerne mal anhören, weil ich musikalisch Brian Ferry etwas abgewinnen konnte. Oder in Läden, aka Disco, ging, in der die Musik von David Bowie, Hall & Oates, Pet Shop Boys und Sade gespielt wurde. Das waren meist die mit Spiegeln an der Decke und Blitzlichtern unterm Milchglasboden. Ja, ja.
Jetzt kommen im Sommer 2011 Dan Bejar und ein paar Jungs als Destroyer mit einem Album mit dem schönen Namen Kaputt um die Ecke. Und, hallo, es klingt ganz schön nach 1980. Das finde ich also: toll! Elegant die Streicher, soft das Sax, schwülstig der Bass. Auf diesen Soundteppich trällert der Chef wunderbare Songs, ich weiß gar nicht welchen ich am besten finden soll, den Titeltrack oder Chinatown. Egal. Diese Platte bringt irgendwie das Allerbeste der musikalischen 80er zusammen. In denen guter Geschmack ja sonst eher eine Ausnahme war. Ich sag nur Modern Talking, Ford Sierra, Dallas, Schulterpolster, Stulpen und Karottenjeans. Daher: 10/10.
Schnell mal bei iTunes reinhören.
Das war seit … 15 Jahren … oder so … mal wieder ein sehr guter Grund TELE 5 zu gucken. Lief mit vier Folgen im Dezember 2011 immer Donnerstags um 0.40 Uhr (!!!). Gutes Fernsehen, wahrscheinlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Macht ja auch irgendwie Sinn, wer will schon Quote. Bescheuert. Und zwar so was von.
Edit: Seit heute, 19.01.2012, auch für den Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung nominiert.
Edit II: … und hat den am 13.03.2012 sogar gewonnen. Glückwunsch. Neue Folgen soll es im Herbst diesen Jahres geben.
Hier wird eine Welt konstruiert. Sie hat mit dem Universalen nichts mehr zu tun, sie hat die Ewigkeit verlassen. Wir sind an ihren Anfängen. Diese Welt ist zerbrechlich, dem Zufall unterworfen, vom Gleichgewicht weit entfernt, beweglich, erregend.
(Michel Serres)
In diesem Sinne … Euch allen ein irrsinnig schönes und unglaublich inspirierendes neues Jahr mit überraschenden Akzenten und besten Geschichten. Wenn mir in den nächsten 12 Monaten etwas besonders auffällt, dann schreibe ich darüber. Und zwar hier. Wenn`s passt. Und wenn`s interessant ist.
Ist ja eigentlich bescheuert, aber immer zum Jahresende, da fängt man doch irgendwie an Bilanz zu ziehen. Was war. Wie wars. Was bleibt. Was kommt. Für 2011 kann ich nur sagen: Es war eines der turbulentesten Jahre aller Zeiten. Und wenn ich es auf zwei Wörter reduzieren müsste, dann wären das fürchterlich und wahnsinnig. Dazwischen spielte sich alles ab. Denn in diesem Jahr, da war echt alles drin.
Ich habe zum Beispiel die Kontakte zu vielen Kollegen intensiviert. Und dabei ganz überraschende Erkenntnisse gewonnen. Ich bin 45 geworden. Und habe das mit vielen guten Freunden gefeiert. Ich hab mir nach langer Zeit mal wieder ein Fahrrad gekauft. Und bin sogar bis Mitte November damit gefahren. Ich bin trotz eines Haufens alter Erinnerungen zur Formel 1 an den Nürburgring gefahren. Und es war ein ganz toller Tag in der Boxengasse und im Fahrerlager. Ich bin Fördermitglied im Sprengel Museum geworden. Und statt mir ´nen Flatscreen zu kaufen habe ich es gefördert. Ich habe mich Anfang November mitten auf den Kröpcke gestellt. Und für Mehr Museum Gießkannen und Schaufeln verscherbelt. Ich habe mich unterschiedlich neu inspirieren lassen. Und habe einen Haufen toller neuer Musik oder zurück zu alten Leidenschaften gefunden. Ich frage mich seit Monaten, wie viel Auto braucht der Mensch. Und ich habe wirklich beschlossen, im nächsten Jahr einen eher überraschenden Wagen zu kaufen. Schließlich habe ich noch dieses Blog ins Netz gestellt. Keine große Sache für die Welt. Aber eine kleine Herausforderung für mich.
Hey, 2011, du hast mich oft wirklich fassungslos gemacht, aber du hast mir auch eine Menge gegeben. Und du, 2012, schenkst mir jetzt bitte mal etwas mehr … na, sagen wir, Ausgeglichenheit. Damit ich in einem Jahr einfach nur euphorisch über dich schreiben kann. Das, das wär echt ziemlich nett. Deal?
Döhren hat es gut. Denn Döhren hat etwas, was es leider nicht in jedem Stadtteil gibt: Ein richtig gutes italienisches Restaurant »gleich um die Ecke«.
Problem Eins: Ich wohne in einem Winkel von Hannover, in dem man zu Fuß nicht ein einzig wirklich akzeptables Restaurant erreichen kann. Außer man ist bereit, knapp eine halbe Stunde zu laufen. Problem Zwei: Als Büromensch habe ich es mir angewöhnt, zwei Liter Wasser am Tag zu trinken. Nach 18.00 Uhr kann ich das Zeug nicht mehr sehen und setze voll und ganz auf Wein. Problem Drei: Klar, ne?
Da haben es die Döhrener besser. Denn Döhren hat »dal 1993« das da Vinci. Ein klassisches italienisches Restaurant, das, dass muss ich leider sagen, alles kann. Nämlich auf die Gefahr, dort demnächst am Wochenende keinen Platz mehr zu bekommen. Antipasti? Mit die besten der Stadt. Pasta? Die Karte überzeugt mit soliden Klassikern und überrascht mit kreativen Kreationen. Pizza? Rundum gelungen, wirklich frisch und auch in kleinen Größen zu haben. Fleisch? Ich kenne, ehrlich gesagt, nur das Rinderfilet, und das ist spitze. Fisch? Die Auswahl ist klein und wechselt, aber Familie Pollicino kommt aus Neapel, legt also Wert auf alles, was aus dem Meer kommt und auf dem Teller landet. Wein? Eine große Auswahl und der Chef hat ein gutes Gefühl für angenehme Preise. Service? Einfach so wie er sein sollte, fix, freundlich, zuvorkommend. Und zwar immer.
All dies bestätigte sich auch wieder bei unserem aktuellen Besuch. »Halb-und-halb«, absolut köstlich, wobei ich das Vitello etwas besser finde, als das Carpaccio, dem fehlt es gern mal an der endgültigen Finesse. Gemischte Vorspeisen vom Buffet, ein kulinarisches Vergnügen, frisch und ausgezeichnet zubereitet. Als Zwischengang ein Pastagericht von der Tageskarte, das es sonst nicht gibt: Tagiatelle mit Parmaschinken und Walnüssen. Echt lecker und echt schade, dass ich das beim nächsten Besuch wohl nicht mehr in der Karte finde. Als Hauptgang möchte ich Fisch, Steinbutt vom Grill mit gemischtem Gemüse. Der wird gern vom Service filetiert, was man nutzen sollte, agiert der doch routiniert und erspart mir das lästige Grätengefummel. Der Plattfisch ist buttrig-zart, zergeht auf der Zunge und wird von einem frischen Weißwein aus Kalabrien begleitet. Der ist leicht und unkompliziert mit schönen fruchtigen Komponenten. Und zum Schluss? Wie immer. Limoncello!
(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Sommer 2011)
Sag mal, Meister, weiste` noch, damals, als wir uns von 20 Mark Taschengeld im Monat immer eine LP für 16,99 Mark gekauft haben? Eine Scheibe im Monat! Und die lief dann einen Monat lang non-stop. Jeden Tag. Mehrmals. Am Ende kannte man jeden Song, jedes Solo, jeden Takt, in und auswendig. Rock und Pop waren kein digitales Konsumprodukt, sondern analoge Alltagskultur. Das ist leider selten geworden. Weil es leider auch immer weniger Alben gibt, die es sich lohnt einen Monat rauf und runter zu hören.
Rome ist da zum Glück anders, weil hoffnungslos veraltet gemacht in 2011. Das Ding ist irgendwo zwischen Italo-Western-Soundtrack und Easy-Listening-Trash angesiedelt, packt mich von der ersten bis zur letzten Rille und vermittelt mir einen völlig anderen Blick auf Norah Jones, die Track vier, Season`s Trees, besingt. Irre. Für mich das Highlight des gesamten Albums, das aber, ehrlich gesagt, nicht wirklich davor oder auch danach abfällt. Das heute in Studios überhaupt noch so etwas produziert wird … hat ja wohl auch insgesamt fünf Jahre gedauert. Knackiger E-Bass à la Bert Kaempfert inklusive. Toll. Dementsprechend: 8,5/10.